Fiesta und fieser Anstieg

Was sonst noch geschah?! Ach ja, das letzte Wochenende…

Freitag: Meine Gastgeberin machte ihre Ankündigung wahr, wir gingen tanzen! Nach längerem Warten auf eine Freundin, die sich dann als Freund herausstellte (tsiss, immer diese Sprachschwierigkeiten), fuhr er mit uns in eine nahe gelegene Bar, in der bereits eine Live-Kombo lateinamerikanische Rhythmen spielte.
Der Mojito hatte den mehrfachen Alkoholgehalt dessen, was ich sonst so serviert bekomme, entsprechend traute ich  mich auch bald, zu tanzen. Irgendwie war alles Salsa, mal als Paartanz, mal jeder für sich, aber lustig. 🙂

Samstag: Zum Glück erst um zehn traf ich mich mit einer Bekannten aus der Sprachschule, um in die südlich von Quito gelegene Kleinstadt Latacunga zu fahren. Keine besonders sehenswerte Stadt, aber dieses Wochenende fand die jährliche „Fiesta Mamá Negra“ statt, ein ziemlich verrücktes Treiben. Im Mittelpunkt steht die Statue der Virgin de la Mercedes, die Latacunga vor dem Ausbruch des nahe gelegenen Cotopaxi schützen soll (hat aber schon mehrfach nicht geholfen…). Wie die von einem als schwarze Frau kostümierten Einheimischen Mamá Negra hinzugekommen ist und warum ganze gebratene Schweine durch die Gegend geschleppt werden – ich weiß es nicht. Aber es war eine Gaudi.
Jede Sippe tritt mit einer Tanzgruppe gefolgt von einer Blaskapelle auf (die laut aber eintönig trötet), vorneweg laufen verkleidete Typen, zwischendurch Berittene im Galopp und jede Menge anderer Gestalten. Nicht zu vergessen die kleinen Versorgungswägelchen, Plastikstuhlverkäufer (fürs Publikum) und die Helfer, die das Tischchen tragen, auf dem das Schwein (dekoriert mit weiterem Bratgut wie Hühnern, Meerschweinchen u.ä.) ab und zu abgestellt wird. Das Ganze geht von morgens bis nachts um 2.00 Uhr, die Gruppen ziehen in einer Endlosschleife durch die Stadt. Ein Durchhaltevermögen haben die! Und wer nicht mitmacht, steht am Rand und feiert begeistert mit. Wir haben viel geguckt, getrunken und am Ende sogar eine einheimische Familie kennengelernt. Energiegeladen + lustig!

Sonntag: Mein Plan war, den größten der aktiven Vulkane zu besuchen. Von Latacunga aus ist der Cotopaxi sogar näher als von Quito. Das Hotel hatte mir einen Guide empfohlen, der schonmal nicht zum vereinbarten Treffen am Samstag erschien, mir aber per SMS zusagte. Dann am späten Abend die Nachricht, dass die restlichen Gruppenteilnehmer erkrankt seien, wenn ich alleine die Tour machen wolle, würde es $80 kosten (statt $45). Da ich nun aber den Sonntag nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte, habe ich dem zugestimmt. Gefahren und geführt hat mich dann noch ein anderer Einheimischer, der wiederum nichts von dem eigentlich inkludierten Fahrradtrip wusste. Nach einem Telefonat hieß es, das würde dan nochmal $10 mehr kosten, denn er müsse das Rad ja nun noch holen und hätte das nicht gewusst. Ich habe dann drauf verzichtet. Ich will es mal nicht Abzocke nennen, aber ärgerlich war es allemal. Zumal bei anderen Ausflügen zumindest auch ein Mittagessen im Preis enthalten ist. Naja, nun fuhr ich also allein und hatte auch den Eindruck, das Programm wurde recht kurz gehalten. Dass am Ende auch noch eins meiner Handys fehlte – es ist mir ein Rätsel und man soll ja nicht Unschuldige verdächtigen…
Der aufregende Teil der Tour war jedenfalls der Aufstieg zur Schutzhütte kurz unterhalb der Schneegrenze. Auch die Fahrt durch den Nationalpark dorthin war schon beeindruckend, abnehmende Vegetation und sichtbare Spuren der Lavaflüsse aus vorherigen Vulkanausbrüchen (übrigens war der Aufstieg bis vor kurzem noch wegen der Aktivitäten des Cotopaxi gesperrt). Vom Parkplatz (eigentlich nur noch ein wüstes Plateau) zur Hütte sind es nur noch 200 Höhenmeter, aber da man sich bereits auf über 4000 m befindet, herrscht Kurzatmigkeit! Außerdem läuft man recht steil auf losem Geröll und Sand, so dass das Motto „zwei Schritte vor, einer zurück“ wörtlich zutrifft. Ich habe es langsam angehen lassen, war trotzdem ganz schön anstrengend! Die letzten Meter waren wirklich hart und oben angekommen war mir vor allem schwindelig, typisch für die Höhe. Aber alles aufregend und für mich als Flachlandtiroler einmalig.
Dafür, dass das Wetter auch nicht gerade toll war, kann nun wirklich niemand etwas. Bei Wind, Wolken und Graupelschauern war die Aussicht eher bescheiden. Naja, hab den Riesen ja immerhin schon von der Dachterrasse in Quito fast wolkenfrei fotografiert.
Der Abstieg ging dann reziprok proportional viel schneller. 🙂 Und wenigstens wartete der Fahrer noch, bis ein Bus in Richtung Quito anhielt, um mich mitzunehmen. Da ich schon am frühen Nachmittag wieder in der Stadt war, wo inzwischen herrlich die Sonne schien, habe ich noch einen Zwischenstopp im historischen Zentrum eingelegt, immer wieder eine Freude.

p1020516

Ich übe mich also in der Kunst, mich nicht lange über etwas zu ärgern, mich aber zu freuen, dass ich tolle Sachen erlebe – und so isses auch! 🙂

2 Gedanken zu „Fiesta und fieser Anstieg“

  1. Liebste Juliane,

    glaube, dass Du uns alle sehr erfreust mit Deinen Erzählungen. Ich jedenfalls danke Dir für Deine kurzen und dennoch detaillierten Geschichten. Lass es Dir weiterhin so gut gehen, mein Herz und vor allem achte auf Deinen Rücken, die Seele und die Freude 😉

    Dein Beatchen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert