Meine größte Sorge bei der Ankunft in La Paz bestand darin, ein seriöses Taxi zu finden. Ich tröstete mich auf der Fahrt dorthin mit dem Gedanken, dass es am Busbahnhof wohl einen ordentlichen Taxistand geben würde. Denkste! Um 22.30 Uhr hielt der Bus an einem Bürgersteig, jeder musste zusehen, dass er das richtige Gepäckstück aus dem Kofferraum bekam und die Taxifahrer schwirrten bereits wie die Schmeißfliegen um uns herum. Ich hatte aber Glück, bekam ein registriertes Gefährt mit nettem Fahrer, der mich in Richtung des von Inga (meiner Freundin für Abenteuer-Urlaube 😉 ) für uns gebuchten Hotels fuhr.
Das lag zwar in einem insgesamt angenehmen Stadtviertel, allerdings in einer kleinen dunklen Stichstraße. Nachdem ich mit allem Gepäck vor der Tür stand und den Taxifahrer bereits bezahlt hatte, stellte sich heraus, dass niemand öffnete. 🙁 Auch unter der angegebenen Telefonnummer meldete sich niemand. Zum Glück ließ mich mein Chauffeur nicht dort stehen und nach einem ebenfalls vergeblichen (und teuren) Anruf bei booking.com verfrachteten wir mein Gepäck wieder ins Auto. Er fuhr herum, fragte Passanten, dann hielten wir vor einem anderen Hotel, in dem ich eigentlich nur nachfragen wollte. Doch entschied ich mich schnell, ein noch freies Doppelzimmer zu nehmen. Dann instruierte ich den Taxifahrer noch dahingehend, dass er Inga um halb zwei Uhr nachts am Flughafen abholen und in dieses Hotel bringen sollte. Uiuiuiiiih, alles aufregender als bestellt! Alle anderen Fragen vertagte ich auf den nächsten Tag. Und tatsächlich, gegen 2.00 Uhr konnten wir uns endlich begrüßen!
Nachdem wir am nächsten Morgen in das eigentlich gebuchte, sehr schöne Apartment umgezogen waren (ja, sie hatten Computerprobleme und konnten ihre Mails nicht so gut lesen und sonst ist nur bis 21.00 Uhr jemand an der Rezeption), konnte es mit der Stadterkundung losgehen.
La Paz liegt inmitten der Andengipfel und Hochebenen in einem Talkessel auf 3.800 m. Je weiter unten man sich aufhält, desto wärmer und ebener (naja, wirklich eben ist es eigentlich nirgendwo) ist es. Daher wohnen die armen Leute oben an den Hängen oder ganz oben auf dem Altiplano, der Hochebene. La Paz ist nicht Boliviens Hauptstadt, aber der Regierungssitz und größte Stadt des Landes. Uns zeigte sich ein verwirrender Mix aus Hochhäusern, kleinen Gassen, großen Boulevards, Massen an Marktständen (von Souvenirs bis Energiesparbirnen), wenigen alten Gebäuden, und Menschen im Businessanzug bis hin zu ärmlichen Indígena-Frauen mit dem traditionellen, kleinen Bowlerhut auf dem Kopf.
Wegen der Zeitverschiebung und Höhenanpassung bei Inga und meiner doofen Erkältung ließen wir es langsam angehen. Das sehr kleine alte Zentrum sowie das Marktviertel (Shopping!) rund um die Kirche San Francisco erkundeten wir zu Fuß, für die Wege zum Hotel und in die Stadt nahmen wir Taxis. Für mich war es Reise-Halbzeit, ich ließ meine Wäsche waschen und sortierte mich neu.
Herausragendes Merkmal von La Paz ist eine Seilbahn, die als öffentliches Verkehrsmittel fungiert. Momentan ist es nur eine Linie, die von einer Bergflanke quer über die Stadt zur anderen Seite gondelt. Weitere Querverbindungen sind geplant, aber wegen der schlechten Auslastung vorerst auf Eis gelegt. Wir fuhren tourimäßig hoch und runter, machten Fotos, auch bei Nacht. Insgesamt finde ich die Stadt schwer zu beurteilen, lebendig bestimmt, aber nur bedingt lebenswert. Die Umgebung von La Paz haben wir nicht weiter erkundet, nach zwei Tagen flogen wir morgens weiter nach Sucre.
Mir hat das Allein-Reisen durchaus Spaß gemacht, aber zu zweit ist vieles einfacher: es ist billiger, weil man sich Kosten (z.B. Unterkunft, Taxis) teilen kann, sicherer und stressfreier. Außerdem liegt die Reiseplanung nun ganz in unseren Händen, so dass diese Ungewissheiten auch ein Ende haben. Ich bin entspannter! Aber trotzdem noch gespannt auf unsere weiteren Erlebnisse…