Machu Picchu – ein Erlebnis
Von Cusco aus (über das ich noch schreiben werde) ging es Anfang der Woche endlich Richtung Machu Picchu, der lange unentdeckten Inka-Stadt inmitten einer beeindruckenden Berglandschaft. Am Fuße der Ruinen-Stätte liegt der Ort Aguas Calientes, der extrem touristisch geprägt ist, da fast alle Reisenden hier übernachten müssen/wollen, um früh morgens nach Machu Picchu hinauf gefahren zu werden. Es sei denn, man wandert über den Inkatrail und sieht die inzwischen vom wuchernden Urwald wieder befreite Anlage zuerst vom Sonnentor aus, so wie die Inkas früher auf ihren Wegen quer durch ganz Südamerika.
Da ich diese Wanderung nicht geplant hatte, führte meine Reise stattdessen nach einer zweistündigen Busfahrt zum Bahnhof des schönen, kleinen Zuges, der nach weiteren zwei Stunden Aguas Calientes erreicht. Leider hatte sich mein Rücken mal wieder richtig schlimm verzogen, so dass ich mit Schmerztabletten und viel innerer Spannung unterwegs war. 🙁 Aber die Bahnfahrt durch ein enges Tal mit Flusslauf lenkte mich total ab, es war einfach fantastisch anzusehen. Ich konnte gar nicht aufhören, immer wieder Fotos zu machen (die wahrscheinlich alle gleich aussehen ;-)). Der Japaner mir gegenüber hat übrigens die ganze Fahrt verpennt!
Am Bahnhof musste ich erstmal wieder dafür sorgen, dass mich jemand zum Hotel bringt. Eine etwas unselige Geschichte, da ich ja alles über Patricia in Cusco habe buchen lassen, die mir aber nie Details mitteilte, so dass ich vor Ort ständig im Ungewissen war, wie es weitergeht. Und ohne WiFi konnte ich sie auch nicht erreichen, so dass ich ständig andere Leute darum bitten musste, sie anzurufen. Diesmal waren es sehr freundliche peruanische Touristen, die für mich telefonierten und letztlich ließ sich wieder alles regeln.
Außer der landschaftlich atemberaubenden Lage hat der Ort nicht viel zu bieten, so dass ich mich noch in den Thermalquellen zu entspannen versuchte. Leicht geschockt war ich über den Zeitplan für den nächsten Morgen: um 4.30 Uhr sollte ich mich an der Bushaltestelle einfinden, nur um halbwegs vorne in der Schlange zu stehen, die dann ab 5.30 Uhr mit den Bussen zum Machu Picchu hinaufgefahren wird. Mal wieder eine kurze, wenig erholsame Nacht – aber schließlich wollte ich ja die Anlage sehen, bevor die Touristenscharen der Tagesausflügler aus Cusco eintreffen…
Es war dann zwar nicht leer, aber doch ein tolles Erlebnis! Ich hatte erstmal fast drei Stunden Zeit, alles auf mich wirken zu lassen, bevor ich eine offizielle Führung bekam (nur auf Spanisch, aber hey, inzwischen ist das wirklich fast kein Problem mehr!). 🙂
Bei tollem Wetter erkletterte ich die steilen Terrassenhänge und durchstreifte die ehemaligen Wohnanlagen und den Tempelbezirk. Die Lage auf einem schmalen Bergrücken mit steilen Hängen rechts und links und die gut erhaltene Struktur der ganzen Stadt ist einfach beeindruckend. Die Spanier hatten damals diesen Ort nicht entdeckt und vieles der Nutzungs-Geschichte ist nach wie vor ungeklärt – das trägt natürlich zum Mythos bei. Nach der Führung beschloss ich, noch den Weg bis zum Sonnentor entlang zu wandern (ca. 1,5 Stunden Gesamtzeit). Schweißtreibend, aber der Ausblick von Ferne war noch besser, als ich dachte. Einfach genial!
Wieder unten im Ort musste ich leider feststellen, dass ich kein Geld mehr mit meiner Kreditkarte abheben konnte (und natürlich auch kein Bargeld mehr hatte). Die Details erspare ich euch, aber das Gefühl ist ziemlich beängstigend! Inzwischen geht es wieder, aber ich konnte nur durch Geldleihen von Bekannten die Zeit überbrücken.
Mit dem Zug ging es dann abends zurück, in Cusco kam ich erst kurz vor Mitternacht wieder an. Natürlich ist Machu Picchu ein touristisch stark frequentierter Ort und es gibt wohl noch weitere eindrucksvolle Inka-Ruinen – aber ich bin sehr froh, dort gewesen zu sein! Fotos werden folgen…
Fotos: Berg und Tal
Höhen und Tiefen
Morgen werde ich – Wolkenfreiheit vorausgesetzt – endlich Machu Picchu zu Gesicht bekommen. Aber bevor es soweit ist, muss ich ja noch von vergangenen Ausflügen berichten. So habe ich von Arequipa aus die bergige Umgebung inklusive kleinen Dörfern und tiefer Schlucht bereist.
Leider beinhaltete meine Bustour wenig Bewegung, dafür viele Stopps bei immer gleichen Verkaufsständen und gelangweilten Trachtenfrauen und -männern, die sich gegen Geld mit diversen (ich weiß nicht, wie ruhig gestellten) Tieren fotografieren lassen wollten. Die immer karger werdende Landschaft hatte allerdings ihren Reiz. Und noch reizender (fleißige Leser wissen das) finde ich ja immer die lustigen Lamas und Alpakas – ich habe sogar mit einem angestoßen. Das werdet ihr auf den Bildern sehen. 🙂 In dieser Gegend leben auch ihr nicht domestizierten Vorfahren, die Vicuñas. Auch sehr hübsch, aber nichts für den Balkon, das sehe ich ein.
Am höchsten Punkt der Fahrt blieb einem die Luft weg. Einerseits wegen der knapp 5.000 Höhenmeter, aber auch wegen der Aussicht auf diverse, teils noch aktive Vulkane. Zum Glück macht mir die Höhe (inzwischen) nichts mehr aus (es sei denn, es geht zu Fuß bergauf, dann schnaufe ich ganz schön – aber das ist normal). Außer den nahe gelegenen Thermalquellen, in denen ich auch noch ein wenig herumdümpelte, hatte der kleine Ort, in dem wir übernachteten, wenig Interessantes zu bieten. Das sollte wohl beim Abendessen mit Anden-Live-Musik und Tanz ausgeglichen werden. Da wir am nächsten Morgen früh aufbrechen sollten, wurde dieses Vergnügen zum Glück kurz gehalten.
Höhepunkt der Fahrt war der 1,5 stündige Halt am Colca-Canyon. Angeblich tiefer als der Grand Canyon, in jedem Fall schonmal eine beeindruckende Landschaft. Und dann noch der Flug der Kondore, sagenhafte Anden-Bewohner. In diesem Canyon lassen sich die riesigen Geier, äh Vögel, von den Aufwinden tragen. Wir hatten Glück und haben sie zweimal fliegen sehen (es hätten auch mehr sein können, allerdings kommt es auch vor, dass überhaupt kein Kondor gesichtet wird – Geld zurück Garantie gibt es nicht 😉 ).
Fotos: Lebensfreude
Arequipa – weiße Stadt
Um schnell weiterzukommen, flog ich von Lima nach Arequipa und konnte mir die karge, von oben schier unbewohnbar scheinende Mondlandschaft Perus aus der Vogelperspektive ansehen. Schon am Flughafen gabelte ich die nächste Bekanntschaft auf, Charlotte aus Frankfurt, die jetzt in der Schweiz lebt. Trotz verschiedener Hotel-Adressen teilten wir uns ein Taxi, um erstmal in die Stadt zu kommen.
Hier wird Halloween ganz großgeschrieben und so war die Stadt gerappelt voll mit mehr oder minder lustig bis gruselig verkleideten Einwohnern, deren eigentlicher Zeitvertreib eben das Herumlaufen und sich gegenseitig Fotografieren war. Mein Hotel lag direkt am zentralen Platz und ich war froh, endlich dort anzukommen.
Ein tolles, richtig altes Haus, das wie die typischen Bauten Arequipas aus hellem Vulkangestein errichtet wurde. Daher heißt sie auch „Weiße Stadt“, allerdings kann diese Bezeichnung auch von den ehemals ausschließlich weißen, spanischen Einwohnern herrühren. Arequipa wird, wie eigentlich ganz Peru und auch schon Ecuador, von Erdbeben und Vulkanausbrüchen bedroht, auch hier bilden drei Vulkane die imposante Hintergrundkulisse. Und leichte Erschütterungen gab es wohl auch in den Nächten, die ich dort verbrachte (in Lima hab ich das letzte Erdbeben um nur eine Nacht verpasst, danke).
Nach dem gemeinsamen Abendessen trafen Charlotte und ich uns gleich am nächsten Morgen zur Free-Walking-Tour, einer gratis Stadtführung. Es war unterhaltsam und interessant, wir sahen die Babybrote, die zu Allerheiligen hergestellt werden, liefen durch die Straßen und Gassen mit alten Häusern und Kirchen, kosteten das typische „Käseeis“, das aber vor allem aus Vanille, Kokosmilch, Zucker und sonstnochwas besteht.
Auf der Tour lernten wir eine weitere Deutsche und ein US-amerikanisches Pärchen kennen, mit denen wir gleich weiter zu einem Aussichtspunkt und dem Mittagessen in einer Pikanteria (pikante = scharf/herzhaft) gingen. Riesige Portionen und teilweise wirklich scharf.
In der Dämmerung begannen wir einen Rundgang durch eine der größten und vollständig von der Außenwelt abgeschlossenen Klosteranlagen der kolonialen, südamerikanischen Welt. Sehr stimmungsvoll mit Kerzen und Öllampen beleuchtet konnte man in eine andere Welt eintauchen. Noch immer leben dort einige wenige Nonnen und erhalten die Anlage aufrecht. Zum Abschluss des Tages musste es endlich mal ein Pisco Sour, das Nationalgetränk aus Schnaps, Limettensaft, Soda und Eischnee obendrauf sein. Oder auch zwei…
Charlotte hatte für den kommenden Tag einen Kochkurs gebucht, dem ich mich anschloss. Nachdem ich am Vormittag noch ein wenig Kirchen-Sightseeing und Stadtbummel absolviert hatte, startete am Mittag die Küchenschlacht in einem peruanischen Restaurant. Der Koch, Arthur, ein junger, weltgewandter Typ betreute mit uns beiden noch drei Mädels aus Kanada in seiner Profiküche. Erstmal wurde und das Rezept samt Vorgehensweise diktiert (wer selber schreibt, der bleibt): es sollte Ceviche und Alpaka geben – toll! Und anders als sonst, kochte und schnippelte jeder seine eigene Portion und alle Zutaten. Das Konzept gefällt mir besser als in der großen Gruppe für alle zu kochen, denn man verpasst oft interessante Teile der Zubereitung. Wir waren fleißig und fröhlich am Werk, als es ans Braten und Flambieren ging, stand die Küche wahrlich in Flammen – großes Kino. 🙂 Und wie es geschmeckt hat, kann ich in Worten gar nicht wiedergeben! Lecker!
In der anschließenden Unterhaltung führte eins zum anderen und wir verabredeten uns alle zum Fußballspiel der lokalen Liga am selben Abend, Arthur wollte uns einsammeln. Es wurde zwar etwas später und wir verpassten den Anfang des Spiels, da wir uns mit dem Auto möglichst nahe ans Stadion schmuggelten und dann auch noch illegal Alkohol mit hineinnahmen (das ist nämlich hier verboten – übrigens ist auch am Tag der nationalen Wahlen der Ausschank von Alkohol verboten!). Leider konnten wir keinen Heimsieg herbeisingen, aber wir beteiligten uns eifrig an der Stimmungsmache. Und beim Verlassen des Stadions freundeten wir uns gleich noch mit der Riege der uns eskortierenden Polizei an, alles sehr(!) lustig. Zum Abschluss gabs noch einen Pisco Sour in Arthurs Restaurant und bevor das Abendprogramm ausartete, verabschiedeten sich Charlotte und ich, denn am nächsten Morgen sollte es für uns beide in getrennten Touren weitergehen. Aber davon demnächst…
Fotos: Großstadt am Meer
en fAMILia
Achtung Richtungswechsel: Die gesuchte Stadt versteckt sich in der Überschrift 😉
Inzwischen habe ich also Landesgrenzen überflogen und meinen ersten Stadtbesuch in Peru hinter mir. Der letzte Tag und Abend in Quito waren eher traurig bzw. meine Reiselust war verschwunden, ich wäre auch direkt in einen Flieger nach Europa gestiegen, wenn das gegangen wäre… aber zum Glück hatte ich ja alles gebucht bzw. vorbereitet, so dass ich planmäßig in der großen 9-Millionen Metropole an Perus Küste ankam.
Die erste Herausforderung bestand darin, ein sicheres Taxi zu finden – das löste ich dann an einem Taxistand noch vor Verlassen des Gepäckbereiches. Da ich dort bereits das Ziel genannt und den Preis bezahlt hatte, konnte ja nichts mehr schiefgehen… Naja, der Fahrer war sehr nett und bewegte das Auto auch halbwegs ordentlich durch den wahrlich chaotischen Verkehr, aber irgendwann auf der Schnellstraße mit 110 km/h fielen ihm dann die Augen zu und er schlingerte zwischen den Fahrspuren hin und her! 🙁 Also versuchte ich, ihn wieder in ein kleines Gespräch zu verwickeln, das half. Und mit ein bisschen Herumfragen fanden wir dann auch die Adresse von Severin und seiner Familie.
Er ist der Sohn meiner Firmpatin, die wiederum eine gute Freundin meiner Mutter ist. Das letzte Treffen dürfte gefühlt gute 30 Jahre her sein, sprich als Kinder sind wir uns ab und zu begegnet. Er lebt inzwischen mit seiner peruanischen Frau und zwei Kindern in Lima und war so nett, mir die Übernachtung anzubieten und sogar den Sonntag einem Sightseeing-Familienausflug zu widmen! Toll für mich – es ist doch oft viel spannender, eine private Sicht der Dinge zu bekommen.
Nach dem Frühstück fuhren wir also mit dem Auto Richtung Altstadt – die jedoch zwecks Heiligenverehrung und Prozessionen komplett gesperrt war. Stattdessen kurvten wir dann steil bergan auf einen Berg mit Aussichtspunkt. Auch hier oben fanden wir Schulklassen auf Wallfahrt vor, mit Gottesdienst und Gesang. Aber wir hatten auch eine tolle Aussicht auf die Stadt am Meer und die dahinter beginnende Wüste.
Unser nächstes Ziel war ein modernes und sicheres Stadtviertel, wo ich endlich Ceviche zu essen bekam – ein Fischgericht, bei dem das Fleisch nur mit Zitrone eingelegt wir und so gart. Sehr lecker, wie ich finde. 🙂 Danach spazierten wir oberhalb der Küstenlinie entlang, eine Promenade mit viel Leben, Paraglidern, Sonne und entspannter Atmosphäre. Der sechsjährige Sohn der beiden durfte viel toben und so hatte seine dreimonatige Schwester auch mal ein bisschen Ruhe. 😉
Den Abend verbrachten wir spielend und beim Abendbrot zu Hause, als Abschluss gabs noch den aktuellsten Tatort aus der Retorte – ich fühlte mich ein wenig an mein Nebelwald-Wochenende in Ecuador erinnert. 🙂
Am verbleibenden Vormittag wollte ich nun doch noch die Altstadt sehen und um ein hin-und-her-Fahren zu vermeiden, suchte und fand ich ein Hostel, in dem ich meinen (viel zu voll gepackten) Rucksack unterstellen konnte. Da der Verkehr zu allen Zeiten so dicht ist, brauchte das Taxi lange und mir blieben nur noch knapp zwei Stunden für einen kleinen Rundgang entlang der vielen alten Gebäude, die typischerweise mit Holzbalkonen versehen sind.
Beim Hostel hatte ich dann ein Taxi zum Flughafen geordert, mit dem ebenfalls eine in Australien lebende Polin mitfuhr. Wir unterhielten uns gut und verbrachten auch noch die Zeit am Flughafen bis zum Boarding gemeinsam. Und klar, wenn ich mal in Australien bin… bin ich herzlich willkommen. 🙂 Aber diese (?) oder andere Geschichten gibt es beim nächsten Mal.
Das Meer sehen…
Zu meinem letzten Ecuador-Ausflug startete ich Montagabend um 22.00 Uhr mit einem Taxi Richtung Busbahnhof. Wie immer mit einem mulmigen Gefühl, wenn ich nicht so genau weiß, wie alles laufen wird – aber diesmal lief es wirklich nicht so optimal.
Busticket kaufen ging noch gut, ein Empanada als Nachtmahlzeit war dann wohl schon der erste Fehler. Auf der nächtlichen Fahrt im Bus machte sich erstes Magengrimmen bemerkbar. Schlimmer war allerdings, dass nach einem kurzen Gastspiel die Klimaanlage vollständig ausgeschaltet wurde (wo doch sonst jeder Reisende in Südamerika von total unterkühlten Bussen berichtet). Auf dem Weg zur Küste wird es ja nun auch draußen immer wärmer, im Bus herrschten aber irgendwann gefühlte 30° C und vollständiger Sauerstoffmangel. Ich war kurz vorm Hyperventilieren, an Schlaf während der sechs Stunden war kaum zu denken. Auf meine Nachfrage beim zweiten Stopp (der bereits die erste Küstenstadt bediente) bekam ich die Auskunft, die Anlage sei abgeschaltet, da sonst alle eine Erkältung bekämen. Leider reichte mein Spanisch nicht dazu aus zu erläutern, dass wir ja nun stattdessen alle ersticken müssten. Naja, nun war es ja nicht mehr weit…
Das war aber gleichzeitig das nächste Problem: die Ankunft des Busses war für 7.30 Uhr geplant, tatsächlich stand ich bereits um 6.30 Uhr an der Haltestelle an der Hauptstraße und musste nun irgendwie mein Hotel finden (es standen zwar ein paar Halbwüchsige herum, aber keine Taxis o.ä.). Und nach einem ersten falschen Abstecher musste ich nun wirklich die Durchfahrtstraße entlanglaufen, alleine, blond, mit meinem Rucksack so eindeutig touristisch, dass ich mir auch ein Schild hätte umhängen können: „Bitte rauben Sie mich jetzt und hier aus, eine bessere Gelegenheit wird sich kaum bieten!“ Puh, zum Glück hat es niemand versucht und ich war bald darauf am Strand vor dem verschlossenen Restaurant meiner Unterkunft.
Aber auch der Strand war ein trauriger Anblick: wolkenverhangener Himmel, keine Menschenseele unterwegs, alle Hütten (wie schon im Ort) ziemlich heruntergekommen und trist. Auch ein kurzer Spaziergang konnte an dem Eindruck nichts ändern (nachher sagte mir übrigens jeder: nicht alleine am Strand entlang gehen, jedenfalls nichts mitnehmen, immer in der Nähe von belebten (ja, wie denn?!) Abschnitten bleiben). Auch hier wieder: zum Glück hat niemand die Situation ausnutzen wollen.
Um 8.00 Uhr sprach ein Einheimischer (die dort meist der afroamerikanischen Population Ecuadors angehören) das müde Häufchen an, dass da auf der Treppe hockte (also mich) und führte mich zum Besitzer des Hotels, der mir dann immerhin mein Zimmer zeigte. Ziemlich heruntergekommen, wenngleich mit Balkon direkt zum Meer und Meeresrauschen inklusive. Ich wollte nur noch schlafen! Tat ich dann auch, denn viel anderes blieb eh nicht.
Nach drei Stunden wachte ich auf, aber mir war klar, der Körper ficht einen Kampf gegen die Verdauung aus und hat nicht viel Energie für andere Aktivitäten übrig. 🙁 Dennoch, ich hatte zu wenig Bargeld mitgenommen und musste mich wenigstens mit ausreichend Trinkwasser und Magen-Darm-Befall geeigneter Nahrung versorgen. Also folgte ich der Wegbeschreibung zu einem Supermarkt mit Bankautomat – und tatsächlich, das gab es. Das Angebot war mager, aber viel brauchte ich ja nicht.
Zurück am Strand setze ich mich hin und trank erstmal was. Selbst vor dem schicksten Hotel am Platze war nicht viel los. Die einzige Touristin, die offensichtlich allein unterwegs war und europäisch aussah, entpuppte sich als Ecuadorianerin, die immerhin Englisch sprach und für ihre Arbeit für Unicef gerade aus dem noch schrecklichen Esmeraldas hierher gezogen war. Aha.
Vor meiner Unterkunft sprach ich dann noch zwei Typen an, die gemütlich im Sand saßen und ein Bierchen tranken: ebenfalls Ecuadorianer, aber mit Studium in Brüssel und Australien, quasi Intellektuelle mit gutem Englisch. Sie wohnten auch in meinem Hostel und meinten, sie müssten morgen wieder zurück nach Quito abreisen – ja, das würde ich wohl auch tun. Aber erstmal wieder fiebrig aufs Bett gelegt und weitere Stunden gedämmert, inzwischen war der Durchfall auch nicht mehr zu leugnen.
Nachmittags fühlte ich mich dann etwas besser, ging nochmals am Strand entlang, bat die beiden Jungs ein Auge auf mich zu haben, und machte mich dann abends tatsächlich auf, im Strandrestaurant eine Pizza zu essen. Außer mir waren immerhin noch zwei weitere Gäste anwesend, ein junges Pärchen. Wahrscheinlich ist das alles bei gutem Wetter, in netter Gesellschaft und bei guter Gesundheit nicht ganz so deprimierend, aber ich war einfach nur froh, dass ich keine zwei Nächte gebucht hatte!
Am nächsten Morgen frühstückte ich mit den Einkäufen vom Vortag auf meinem Balkon, der Himmel immer noch stark verhangen. Mir gings aber besser und so ging ich wenigstens noch einmal im Meer baden! Auf dem Parkplatz hatte ich ein einziges Auto stehen sehen und als ich den beiden Typen am Strand nochmal begegnete, ging ich in die Offensive und meinte, ob das ihr Auto sei und sie mit dem auch nach Quito führen – und ob sie mich vielleicht mitnehmen könnten?! Die Aussicht auf eine weitere Busfahrt und das Umsteigen in einem muchtigen Busbahnhof machte mir mehr Angst als die Möglichkeit, dass die beiden meine Anfrage zu meinen Ungunsten ausnutzen würden.
Taten sie auch nicht! Gegen mittag brachen wir auf, ein teures Auto, ein guter Fahrer, keine kalte Klimaanlage, aber schöner Fahrtwind. Nach einem Zwischenstopp zum Lunch, bei dem wir uns nett unterhielten, fuhren wir mehr oder weniger glatt durch bis in die große Stadt. Schneller als der Bus, für mich auch billiger und definitiv in besserer Gesellschaft.
Beim Aufbruch hatte übrigens das Wetter aufgeklart und ich überlegte noch ganz kurz, meinen Aufenthalt doch noch zu verlängern… wie gut, dass ich es nicht tat. Kaum war ich zurück „zu Hause“ fing das Fieber wieder an, diesmal heftiger. 🙁 Dann fiel auch noch die Lampe in meinem Zimmer aus und ich war allein in der Wohnung, Marynes musste sich um ihre kranke Mutter kümmern. Ich war bedient und schlummerte heiß und mit Magen-Darm-Verstimmung vor mich hin.
Zum Glück war alles heute früh schon viel besser! Marynes tauchte auf, gab Anweisungen zur Erstellung von Oregano-Sud, den ich trinken sollte, und das Fieber war auch schon weg. Viel gemacht habe ich heute dann nicht, schlafen, Wäsche waschen lassen, noch eine Stunde Spanisch – das wars.
Nun hoffe ich, dass ich morgen mit alter Energie meine Sachen sortieren und packen kann, denn übermorgen geht es auf vierwöchige Rundreise. Krass, wenn ich bedenke, dass ich sonst nicht vier Wochen am Stück reisen würde – und nun kommt es mir nicht mehr viel vor…