Unruhe am Strand

Die erste Nacht im Beach Resort ist vorüber. Das Bild, das sich uns hier bietet, ist wahrlich traumhaft: Ein Stückchen gepflegter Palmen- und Buschwald, dazwischen die Bungalows und überdachte, offene Restaurant-Terrassen. Hängematten und Strandliegen im Schatten, die Beachvolleyballfelder auf dem breiten, sonnigen Sandstrand, das weite, blaue Meer dahinter. Unser Zimmer liegt über der Küche, wir können also vorhersagen, was auf dem Speiseplan steht ;-). Alles ist nun etwas schlichter als in den 4-5 Sterne Hotels zuvor, aber das war uns ja klar. Nachtruhe ist allerdings durch die fortwährend heftige Brandung schwer zu erreichen, es donnert und rauscht unablässig. Bei sehr heftig brechenden Wellen habe ich mehrfach ein Gewitter mit Donner vermutet. Daran müssen wir uns noch gewöhnen, Zeit genug haben wir.
Die sportliche Unruhe hat schon gestern vor dem Abendessen bei ein paar Ballwechseln und einem kleinen Match begonnen. Der Trainer ist polnischer Profispieler. Er war sehr enttäuscht, dass trotz eines polnischen Vornamens und meinem polnisch klingenden Nachnamen weder Marek noch ich seine Muttersprache beherrschen oder irgendetwas mit Polen zu tun haben. Przepraszam! Dennoch haben wir jetzt hier die Bezeichnung „the polish couple“ weg, auch mal schön. Insgesamt sind es zwölf Teilnehmer (vier Männer, acht Frauen) des Camps, wir sind die einzigen Anfänger, aber irgendwie haben wir uns gestern durchgewurschtelt. Wir haben jedenfalls die größten Chancen auf positive Trainingseffekte!

Da diese sich erst noch einstellen müssen, kann ich den heißen Vormittag, an dem erstaunlicherweise niemand spielen möchte (die Sporteinheit vor dem Frühstück haben wir leider verschlafen), nutzen, um auf die kulinarische Seite dieser Reise einzugehen.

Essen: Ein paar Dinge kennt man ja schon: Wasser aus der Leitung auf keinen Fall trinken, das Obst schmeckt immer viiiiel besser, wenn es vor Ort reifen kann, und scharfes Essen beugt traditionell Magenproblemen vor. Bei Gerichten wie „Devilled Chicken“ (teuflisches Hühnchen) erahnt man bereits eine scharfe Note, aber auch alles andere, z.B. harmlos wirkende breiige Linsen, kann ungeahnt scharf-ätzend gewürzt sein. Holzlöffel sei wachsam!
Aber die geschmackliche Vielfalt und ist wirklich beeindruckend. In den meisten Hotels der Rundreise durften wir uns am Dinner-Buffet satt essen. Das Angebot reichte von lokalen Leckereien über indische, chinesische und italienische Gerichte (die wir natürlich verschmäht haben, Pizza und Pasta können wir ja auch zu Hause haben). Über die Schildchen mit den Essensbezeichnungen hatten wir also schon eine Ahnung, was wie heißt und was es sein könnte, haben uns aber auch wild durchprobiert. In manchen Hotels gab es einen eigenen Kühlraum für den Nachtisch mit einem paradiesischen Angebot. Beim Frühstücksbuffet wurde es sehr gemischt: neben der europäisch geprägten Auswahl an Croissant, süßen Teilchen, Waffeln und Pancakes sowie englischen Frühstück inklusive schlimmen Beans und ekligen Würstchen, gibt es als lokale Spezialität die sogenannten „Egghoppers“, in einer halbkugelförmigen Pfanne gebackene Reismehlpfannkuchen mit einem Ei in der Mitte und auch Stringhoppers, kleine Nudelnester. Dazu nimmt wer will, jegliche Sößchen und Pasten, alles herzhaft und auch wieder mit scharfer Note. Roti sehen ein bisschen aus wie Pancakes, entpuppen sich aber als Kokosfladen, ebenfalls eher salzig als süß. Als Beilage gibt es Currys und andere eingekochte Gemüse, erinnert uns schon wieder sehr ans Mittag- und Abendessen. Eine Salami-Vollkorn-Stulle oder ein ordentliches Marmeladenbrötchen sucht man vergebens. Und im Land des Ceylon-Tees ist guter Kaffee nicht verfügbar. Selbst mit dem Instant-Kaffeepulver sind sie sparsam, so dass eine dünne Plörre entsteht, die wir dennoch dem schwarzen Tee vorziehen (da sind wir irgendwie nicht zu begeistern).
Ein besonderes kulinarisches Erlebnis bescherte uns der Programmpunkt „Village-Tour“, unter dem ich einen kleinen Stadtrundgang erwartete, der uns aber per Ruderboot (inkl. Seerosenblütenkette und Blatt-Hütchen) in ein traditionelles palmblattgedecktes Haus führte. Natürlich war es eine touristische Veranstaltung, aber da wir nur zu zweit in Begleitung unseres Guides waren, stand es 2:2 (zwei Touristen, zwei Einheimische). Denn hier kochte eine Sri Lankerin am Herd mit offenem Feuer ein mehrgängiges Menü, wir wurden auch zur Mithilfe aufgefordert (hat der Qualität keinen Abbruch getan). Dazu musste erst Reis geschält und gemahlen, Kokosnüsse entpackt, gespalten und geraspelt werden. Aus Kokosraspel, Chilli, Knoblauch, Zwiebeln, Limette und frischen Kräutern (meist Curryblättern, die aber nicht mit dem gekochten Curry zu tun haben) entsteht ein „Sambol“, zum reinlegen gut! Eine Mahlzeit „Rice & Curry“ besteht dann aus einer großen Schüssel gekochtem Reis sowie mehreren Currys und Sambols als Beilagen, die man sich dazu nimmt. Traditionell wird mit den Fingern der rechten Hand gegessen: Reis und Beilage vermischen, Bällchen (oder Matschhaufen) formen und mit dem Daumen von der Fingerschaufel in den Mund schieben. Wir haben es versucht und sind satt geworden 🙂
Auf einem abendlichen Trip durch die im Landesinneren gelegene, ehemalige Königsstadt Kandy hat uns unser Guide in einen Imbiss geführt, wo wir „Kottu“ probieren konnten. Merke: die Portion für eine Person reicht in der Regel auch für zwei! Und: er hat sicherheitshalber zweimal betont und hinterhergerufen, dass es nicht so scharf sein soll (für die luschigen Touristen-Schleimhäute). Das Gericht sind dann klein gehackte Roti (siehe oben) angebraten mit allerlei Kräutern und Gemüse sowie wahlweise ergänzt mit Ei, Hühnchen, Käse etc. Fleisch und Fisch/Meeresfrüchte gibt es übrigens überall und selbstverständlich, aber auch Vegetarier haben eine große Auswahl. Dazu dann gerne einen frischen Fruchtsaft, ein Lassi oder ein Bier. Als harte Spirituose wird Arrack aus Palmblütensaft hergestellt.
Wie bereits erwähnt ist Sri Lanka beim Thema Tee ganz vorne. Die britischen Kolonialisten haben es zunächst mit dem Kaffee-Anbau versucht, aber zu unserem Leidwesen ist daraus nichts geworden. Ein böser Schädling vernichtete alle Pflanzen, so dass sie auf Tee umgestiegen sind. Die Teeplantagen nehmen einen Großteil des bergigen Landesinneren ein, sehen nett aus, sind aber schwer zu bepflücken. Daher wurde billige tamilische Arbeitskräfte importiert, die noch heute für die Ernte verantwortlich sind. Beim Besuch der Teefabrik überwältigte uns vor allem der Geruch bei der Herstellung des schwarzen Tees (der aus derselben Pflanze auch als grüner, weißer, silberner Tee und in verschiedenen Feinheitsgraden hergestellt werden kann). Bei der Verkostung fühlten wir uns jedoch in unserer Kaffee-Priorität bestätigt. Trotzdem alles sehr interessant.

Einkaufen (wieder ein Beitrag von Marek): Die erste Einkaufs-Verwunderung erlebten wir bereits am Flughafen nach der Ankunft in Colombo. Direkt neben dem Duty-Free-Shop gibt es mehrere Geschäfte für Waschmaschinen und Kühlschränke. Ja, wer braucht sie nicht, die Waschmaschine to go nach einer 20-stündigen Flugreise. Wir konnten unseren Kauf-Impuls jedenfalls leicht unterdrücken.
Die anderen Einkaufsmöglichkeiten sind nicht weniger seltsam. Supermärkte und Einkaufszentren findet man selten. Stattdessen gibt es unzählige Ein-Artikel-Läden. In einem Geschäft gibt es nur Flip-Flops, im nächsten nur Radkappen, und dann nur rosa Zuckerwatte. Nur einen Waschmaschinen-Laden haben wir nicht mehr gesehen – vielleicht hätten wir die Gelegenheit am Flughafen doch ergreifen sollen…
In Kandy waren wir auf einem originalen Markt. Hier gab es neben frischem Obst, vielen Reissorten und Gewürzen auch – unter etwas einfacheren Hygienebestimmungen als gewohnt – getrockneten Fisch und rohes Fleisch zu kaufen. Dort haben wir auch sauer-scharf eingelegte Ananas probiert – ein Genuss. 
An den Landstraßen und in den Dörfern gibt es unzählige Stände, Bretterverschläge, Garagen, Erdgeschosse, von wo aus alles Mögliche verkauft wird. Bananen von der Staude, Gemüse, LED-Leuchten, ominöse frittierte Teile und die leckeren frisch geöffneten Königs-Kokosnüsse, deren Wasser man direkt aus der Frucht trinkt. Kurzum, man kann alles kaufen, man muss nur wissen wo. Waschmaschinen gibt’s am Flughafen.

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