…seh ich kein Land mehr! Wir sind unterwegs, mit dem Wohnmobil, entlang und zwischendurch und quer durch das Gebiet der Great Lakes. Aber ein bisschen der Reihe nach:
Die Wohnmobil-Übergabe dauerte lang (aber wir kamen pünktlich trotz Kombi von öffentlichem Nahverkehr, Taxiruf von unterwegs und gestauten Ausfallstraßen), lief aber glatt und das nachfolgende erste Fahren und Einkaufen und Fastfood-Essen waren aufregend und zeitraubend. Zum Glück hatten wir den ersten Campingplatz schon reserviert.
Nach einem späten, improvisierten Abendessen mussten wir die Betten bauen (wer schläft wo? „Neiiiin, da schlaf ich nicht!“ „Iiiih, da kann ich nicht schlafen.“ „Äääääh, wieso darf ich nicht da oben schlafen?!“ ?), das amerikanische Bett-Tüten-Prinzip ohne festen Bettdeckenbezug macht es nicht leichter.
Am nächsten Tag durften die Kinder im Pool dümpeln (gut, dass einer da war) und Marek und ich brachten Ordnung ins Wohnmobil-System. Vorräte verstauen, Geschirr sicher unterbringen, jedem ein Fach zuordnen, Taschen in den Keller (äh, Stauraum hinten unten) usw. Kam mir doch alles von langjährigen Campingerfahrungen bekannt vor (danke Mama und Papa!).
Die weiteren Tage bestanden aus tollen Plätzen mit viel Natur. Wir sind über steilste Dünen zum Lake Michigan gewandert, um uns anschließend darin abzukühlen, toll! Auch kleinere Seen haben wir beschwommen, viele Lagerfeuer neben dem Wohnmobil gemacht. Eine Feuerstelle ist immer da, Holz wird angeboten – nur wir weigern uns, Grillanzünder zu benutzen und werden dafür teils bewundert, teils wahrscheinlich für blöd gehalten ?.
Wir haben das Ford-Museum bei Detroit besucht: tolle Oldtimer, ganze Eisenbahnzüge, ein rundes Metallhaus (ich durfte staunen und hab es versäumt, Fotos zu machen ;-( ), aber auch viele andere Entwicklungen und Erfindungen der Industrialisierung werden hier gezeigt. Und das berühmt Ford-Auto Model-T haben wir am Fließband (en miniatur) zusammengesetzt und sogar ein Rad am echten Auto montiert. Kinderleicht!
Und dann führte uns unsere Route doch tatsächlich nach Kanada hinein. Die Entscheidung fiel unterwegs und führte zum Bad im Erie-See. Die großen Seen sind tatsächlich so riesig und weit, dass man das andere Ufer gar nicht oder nur ganz schemenhaft sehen kann. So fühlt es sich eher an, wie im Meer, inklusive Brandung, aber ohne Salzwasser – so gefällts mir ?.
Sogar am Lake Ontario haben wir einen Mini-Stopp gemacht, vor allem um die aus der Ferne gut erkennbare Skyline von Toronto zu fotografieren. Nach einem Abstecher in die Indianergeschichte bei Six Nations näherten wir uns dann einem Höhepunkt der Reise (zufällig auch genau zum „Bergfest“), den Niagara Fällen. Aber dazu später mehr.
Für alle, die wissen wollen, wie es zu sechst auf engem Raum und mit den täglichen Abläufen so geht, hier ein paar Zitate: „Immer steht einer im Weg.“ „Wieso muss ich SCHON WIEDER den Tisch decken?“ „Kannst du mal bitte die Füße wegnehmen?!“ „Äääh, ich hasse abwaschen.“ „Wo ist denn schon wieder mein…?“ „Kann ich mal bitte durch?“
So wurschteln wir uns durch die Tage, alles dauert immer länger als man denkt (in den riesigen Supermärkten schnell mal was einkaufen ist schier unmöglich), ständig schreit einer „Ich hab Hunger!“ undsoweiter undsofort – der ganz normale Wahnsinn eben. ? Wirklich krass ist übrigens, wie dieses Riesenschiff schaukelt und bebt, wenn einer sich auch nur im Bett herumdreht – man könnte fast seekrank werden.
Ein echtes Problem ist allerdings der schlechte Zugang zum Internet, der unsere Reiseplanung extrem erschwert. Wir haben ja extra SIM-Karten erstanden, um hier mobil und online sein zu können, aber auf vielen Campingplätzen gibt es überhaupt keinen (Telefon-)Empfang, in Kanada haben die Karten natürlich nicht funktioniert und die staatlichen Campgrounds in den Natur-Parks bieten auch kein eigenes W-Lan an. So müssen wir immer mal laaange Mittagspausen in windigen Fast-Food-Restaurants machen, wo wir deren Internet-Zugang belegen. Nicht ganz so, wie wir es uns vorgestellt hatten – Teile der Kinder finden das allerding gar nicht so schlecht. ?
Eins noch zum Schluss: das Wetter ist toll!!! Wir haben Sonne, Wärme, bislang nur ein einziges Mal kurzen Regen, Sonnenuntergänge, Frühstück und Abendessen im Freien, Baden immer möglich, einfach super! Nur wenn man irgendwo hineingeht, sollte man sich langärmlige Sachen mitnehmen, die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren und es wird empfindlich kühl. Aber das weiß man ja, die spinnen, die Amis!
Geniale Beschreibung – ich kann mir alles bestens vorstellen. Das ist meine Juli…..Ihr rockt das alles richtig!