Wie schön, ich sitze im Bus nach Baños, einem Ort vier Stunden südlich von Quito, der Actionfilm ist eingelegt worden und ich kann in aller Ruhe von der letzten Zeit schreiben.
Quito hat mich mit vier sonnigen, warmen Tagen beschenkt, die ich für Streifzüge durch diverse Stadtviertel und Vorbereitungen auf meine Peru-Reise nutzte. Dazu konnte ich mich auf die Dachterrasse unseres 12-Stöckers setzen, die Sonne genießen (und auch ein bisschen zuviel davon, autsch!) und nochmal Foots von allen umliegenden Vulkanen ohne ein kleinstes Wölkchen machen.
Huch, da ist ja doch ein kleines Wölkchen, ganz links am Rand 😉
Kleines höchstpeinliches Detail von eurer blonden Julimaus: ich habe festgestellt, dass meine Fotokamera gar nicht kaputt ist – es ist nur eine Frage der Menüeinstellungen, wie man Display und Sucher dauerhaft ein- und ausschaltet. Nachdem mir diese Tastenkombination nämlich auch mit der zweiten Kamera aus Versehen „geglückt“ war, wurde mir klar, dass das kein echter Schaden sein kann… ähem, naja, nun habe ich zwei Kameras und werde mal versuchen, die Eine sogar hier noch wieder zu verkaufen.
Die UN-Konferenz „Habitat III“, zu der bis zu 30.000 Besucher in Quito erwartet wurden, hat sich auf den Alltag nicht besonders ausgewirkt. Auf das eigentliche Gelände, auf dem diverse Vorträge und Veranstaltungen angeboten wurden, kam man nur mit einer Registrierung, so dass ich davon nichts gesehen habe. In der Stadt verteilt gab es kleine Interventionen zum Thema „lebenswerte Stadt“, Nachbarschaftsprojekte und Ähnliches.
Als Begleitprogramm zur Habitat III wurde in Quito zum ersten Mal eine „Fiesta de la Luz“ veranstaltet. Vom Umfang her nicht vergleichbar mit dem „Festival of Lights“ in Berlin, aber mit einigen schönen Aktionen. Die Menschenmassen schoben sich durch die sonst nach Einbruch der Dunkelheit fast menschenleere Altstadt, allein das war faszinierend. Im Gedränge auch meine Gastgeberin Marynes und ich mit einer ihrer Freundinnen und deren Tochter.
Die anderen Abende verbrachte ich z.B. mit Marynes im Kino, wir sahen einen ecuadorianischen Film über illegale Ansiedlung von Wanderarbeitern und die Oberschicht, die ihr Land auch mit Gewalt wieder zurückhaben wollte. Die Geschichte spielt an der Küste und so kam ich in den Genuss dieses besonderen Spanisch-Dialekts (sie verschlucken vor allem die „S“-Laute), der mir das Verstehen mal wieder schwermachte. Inzwischen hatte ich auch meine letzte Spanisch-Unterrichtsstunde – nun muss ich wohl selbst damit klarkommen, huch!
Außerdem besuchte ich eines Abends ein Pasillo-Konzert (eine besondere, typisch ecuadorianische Liedform), das ebenfalls im Zuge der Weltkonferenz gratis angeboten wurde. Allerdings war die Kirche so unbekannt, dass selbst der Taxifahrer erstmal nicht wusste, wo er hinfahren sollte. Das Konzert war zwar gut besucht, ich war aber diesmal wirklich das einzige fremdländische Gesicht. Die Sängerin war toll, ganz begeistert vom Kulturgut, das sie vortragen durfte. Und die Anwesenden ließen sich mitreißen, haben geklatscht und mitgesungen – ein wirklich ergreifendes Erlebnis von beseelter und lebendiger Tradition.
Und weil ich doch nur nach Ecuador wollte, weil das Land den Namen der Null-Linie trägt, war ich nun endlich auch beim Äquator-Denkmal nördlich der sich bis dahin ausbreitenden Großstadt Quito. Eigentlich gibt es ja gar nichts zu sehen, und es gibt auch keinen Grund dafür, warum (entlang des weltumspannenden Äquators) gerade dort der Mittelpunkt der Welt sein soll. Aber irgendeine Forschungsmission hat anno plumpsig eben in der Gegend den Äquator vermessen, allerdings nicht so genau wie die dort seit Jahrhunderten lebenden Andenvölker. Deswegen gibt´s nun zwei Äquatorlinien und viel touristisches Theater. Ich war in Begleitung eines New Yorker Weltreisenden und das hat die Sache zu einem großen Spaß werden lassen.


Gestern Abend verbrachte ich noch einmal mit Kerstin und Olaf aus Frankfurt, die heute endgültig ihren Rückflug antreten. Schön, dass wir uns noch einmal sehen und austauschen konnten, bestimmt wiederholen wir das irgendwann in Deutschland. Mein Rückflug liegt ja zum Glück noch in weiter Ferne und ich bin sehr gespannt, was mich hier und in den nächsten Reiseländern erwartet…
So ganz ohne Deine Tätigkeit im Architekturbüro klingen Deine Reiseerlebnisse gleich entspannter.
Natürlich ist es enttäuschend ,dass Du unserem Bürgermeister bei der Habitat III nicht die Hand schütteln konntest.
Weiterhin viele gute Erlebnisse !!!