Final(ly) in New York

Die Wohnmobilabgabe lief vollkommen unproblematisch und sogar die Frage, wie wir aus diesem Vorvortort von New York ins zentrale Manhattan kommen sollten, war schnell geklärt: der Vermieter kutschierte uns zum 2 km entfernten Bahnhof und von dort fuhren wir mit dem Vorortzug zur zentralen Penn Station. Ca. 1,5 Kilometer trennten uns nun noch vom Hotel – mit der uns noch gänzlich unvertrauten U-Bahn hätten wir zweimal umsteigen müssen, ein Großraumtaxi war so schnell nicht zu finden und so zog die Koffer-Karawane los! Über die sonnenheißen Bürgersteige des Broadway, quer durch Midtown Manhattan, am Madison Square Park entlang. Uns erwartete ein tolles Hotel, coole Zimmer und eine Roof-Top-Bar für die Nicht-Gäste sogar Eintritt zahlen mussten. Nach kurzer Wartezeit war auch das zweite Drei-Bett-Zimmer bezugsfertig und alle genossen erst einmal eine lange Mittagspause.

Leider kam das angedrohte Gewitter dann doch und wir mussten im Regen losziehen. Wegen der Wärme hatten wir die Nässe irgendwie nicht so gefürchtet, aber mit zwei kleinen Schirmen waren wir definitiv unterversorgt. Also rein ins größte Macy´s-Kaufhaus, um wenigstens für Merle eine neue Regenjacke zu erstehen (ihre hatte sie nämlich bei den Amish liegen lassen und leider war unsere Bitte, sie uns nach New York nachzusenden, nicht erhört worden). Ich würde ja behaupten, im KaDeWe hätte man eine Kinderregenjacke bekommen – dort jedenfalls nicht. Und so tingelten wir weiter Richtung Times Square. Der war trotz Regens ein Erlebnis: riesige bunte Reklametafeln („Guck mal Juliane, da! Nee, da! Ach und da drüben“), verrückt, schrill, aber irgendwie faszinierend. Im Gedrängel blieben wir zusammen, fanden noch ein Abendbrot-Fertigrestaurant und fuhren zurück mit der U-Bahn, ganz easy. ?

Leider war während der Reise keine Zeit und kein Internet geblieben, um sich auf New York ebenso gut vorzubereiten, wie auf Chicago. Und so waren wir wieder mal mit dem Organisieren, Auswählen, Planen und Buchen von Busticket, Eintritten, Öffnungszeiten und so weiter und so fort beschäftigt.
Da das Hotel kein Frühstück anbot, folgten wir am ersten Tag der Empfehlung der Rezeption und landeten in einem herrlich, amerikanischen Diner-Restaurant, wo wir endlich mal fiese Pancake-Berge mit Ahornsirup bestellten. Aber oh weh, die waren nicht nach Kindergeschmack ;-(. Zuviel Schokolade, irgendwo Stückchen drin, woanders Banane drauf, so mussten wir leider viel bezahlen und viel auf den Tellern lassen, schade. Mir hat´s aber geschmeckt (immer ruff uff die Hüfte) und den Kaffee gab´s mit „free refill“ – mein Tag war gerettet. ?

Nachdem wir endlich unsere Tickets für die Hop-on-Hop-off-Busse hatten, fuhren wir zur Südspitze Manhattans, um mit einer gratis Pendler-Fähre möglichst nahe an der berühmten Dame in Bronze-Türkis vorbeizufahren. Dieser Geheimtipp hat sich unterdessen auch bei erstaunlich vielen Touris herumgesprochen und man musste seine Kamera oft über alle Köpfe hinweg zum Fenster hinaushalten. Aber wir haben sie erspäht! Und beim nächsten Mal kommen wir ihr vielleicht noch näher…
Zeit und Ort waren günstig und so befuhren wir noch den Brooklyn-Loop der Hopse-Busse. Die knallige Sonne, das ewige „Was machen wir als nächstes?“, ständige Klagen wie „Buhu, meine Fotos sind nichts geworden.“, die beheizte(!) Sitzbank des Busses, mein Fehler, die eben erst gekaufte Freiheitsstatuen-Sternenkranz-Schaumstoff-Krone zu verlieren, und das Gefühl, irgendwie sowieso niemals überhaupt nur einen Bruchteil dieser tollen Stadt besichtigen zu können, führten zu einem kurzzeitigen Nerven-Zusammenbruch meinerseits. Muss auch mal sein. Den Rest der Tour, inklusive Fahrt über die Brooklyn-Bridge, konnte ich dann aber noch genießen. Geschickt nutzten wir dann noch die andere Bus-Linie, um so nahe wie möglich an unser Hotel heran zu kommen.
Im East Village saßen wir schließlich beim Mexikaner (ohne Klimaanlage, am offenen Balkon), bestellten vorsichtig Essen (lieber nochmal ne Portion nachbestellen) und genossen sogar einen Margarita – nicht ohne die Kinder über die Gefahren des Alkohol-Konsums zu unterrichten. Natürlich haben nur Marek und ich den getrunken!!!

Unser zweiter ganzer Tag in Big Apple begann mit einem reduzierten Frühstück im Café des Hotel-Erdgeschosses. Weniger Essen, halbe Kosten, immer noch Reste – nicht schlecht. Danach ging´s zum Rockefeller-Center, dessen Komplex eine eigene Besichtigung wert wäre. Wir sind schnurstracks mit dem Aufzug (mit Glas-Decke, so dass man das Ende kommen sieht) zu den Aussichtsetagen gefahren. Und da haben wir das Eintrittsgeld wieder abgeguckt, jawoll. Und viele Fotos gemacht.
Weiter ging´s zu Fuß Richtung Central Park, vorbei am T…mp-Tower, vor sich Verkäufer von Anti-Trump-Buttons positioniert hatten, und zur Buslinie, die den nördlich Teil der Stadt befährt und folgerichtig „Uptown-Loop“ genannt wird. Ziel war das New Yorker Guggenheim Museum, wo sich architektonisch der Kreis des Lebenswerkes von Frank Llloyd Wright schließt. Ein Museum, das im Grunde aus einer langen, spindelförmigen Rampe besteht, auf der man im gefühlt ewigen Rundgang von oben nach unten an der Kunst entlang schlendert. Nicht um umstritten zur Entstehungszeit, nun eine Architektur-Ikone und ein beeindruckender Innenraum.
Den Hot-Dog-Imbiss in der Hand saßen wir danach kurz im schattigen Central-Park, aber um die Night-Tour zu erwischen (eine Busrundfahrt ohne Ausstieg durch die Stadt, die niemals schläft), war Eile geboten. Kaum saßen wir im Bus jedoch die schreckliche Erkenntnis: Laurin hatte seine Videokamera verloren! ☹ Nicht nur der Verlust des Gerätes, auch die fehlenden Urlaubserinnerungen und Videospäße trieben ihm Verzweiflungstränen in die Augen. Ich und die anderen fühlten mit – aber ändern ließ sich kaum noch etwas. Selbst wenn jemand in dieser Millionenstadt sie gefunden hätte, es gab keine Möglichkeit, den Eigentümer zu ermitteln. So ergaben wir uns den langweiligen Kommentaren des Tour-Guides und bannten trotzdem noch die Skyline vorm Abendhimmel und die glitzernden Lichter der City auf unsere Fotoapparate.  Am Ende geschah das Unglaubliche: Marek erkundigte sich noch einmal nach dem Bus, mit dem wir vom Museum aus weiter gefahren waren, dieser kam gerade von seiner Night-Tour zurück und tatsächlich, Laurin hatte die Kamera hier liegen lassen und der Busfahrer hatte sie in Verwahrung genommen!!! Welche Wiedersehensfreude (und ordentliches Trinkgeld) das gab. ?
Mit der U-Bahn (inzwischen Vollprofis in Sachen Fahrpreise, Liniennetz und schnellste Verbindungen) fuhren wir zum Hotel in der Nähe des Flat Iron Buildings. Und um den immerwährenden Hunger zu stillen, setzen wir uns noch in den Madison Square Park, bestellten Pommes und Milch-Shake und genossen nicht nur das Essen unter Lampions und Sternenhimmel sondern auch diese total entspannte Stimmung, die mich am meisten an New York überrascht hat.

Überhaupt hatte ich es ganz anders erwartet, chaotischer, noch lauter, abweisender, dunkler (wg. der Hochhäuser) und wenig lebenswert. Stattdessen sahen wir eine muntere, teils sehr gelassene, spannende, sympathische Großstadt, die mir definitiv Lust auf Mehr gemacht hat! Thanks folks!

Letztes Frühstück: Stehimbiss, kleinster Preis, alles aufgegessen – that´s it! ? Das Souvenir-Shoppings an diesem letzten Vormittag absolvierten wir zu Fuß, machten „Schnäppchen“, probierten den empfohlenen Tipp aus, dass man auch im feinsten Hotel aufs Klo gelassen wird, besorgten uns noch Reiseproviant und fuhren schließlich mit zwei Taxis zum Bahnhof, von wo aus der Vorort-Zug uns zum Flughafen brachte.

Da die meisten wissen, dass ich inzwischen wieder da bin, erübrigt sich die Info, dass auch die Rückreise gut und unproblematisch verlaufen ist. Mein Fazit: es war ein toller, anstrengender, aber in jedem Falle lohnenswerter Urlaub, den ich jederzeit wiederholen würde! Die Reisegruppe hat zusammengefunden und -gehalten, die Erlebnisse waren vielfältig und keineswegs nur kindgerechte Unterhaltung. Die USA mögen einen unerträglichen Präsidenten haben, das Thema kam aber eigentlich in unserem Reisealltag nicht vor. Umso mehr haben Marek und ich in Erinnerungen geschwelgt (auch wenn sein und mein Austauschaufenthalt inzwischen 20 Jahre und länger her sind), und die Freundlichkeit der Menschen, ihre egal wie oberflächliche Herzlichkeit und der vorherrschende Servicegedanke sind angenehm und verbreiten gute Laune. Den Mehrwert der Reise trage ich nun auf den Hüften – aber ich habe es genossen, das ist mal sicher.? Ich hatte Spaß – und nun hoffentlich ein paar stressfreie Sommerwochen vor mir, um mich von allem zu erholen…

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