Sucre, die Feine

Nach einem wackeligen, aber ansonsten unkomplizierten Flug trafen wir am Vormittag in Sucre, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens ein. Mit nur 300.000 Einwohnern ist sie wesentlich kleiner und beschaulicher als La Paz. Außerdem hat die Regierung rechtzeitig beschlossen, die koloniale Substanz zu erhalten, sogar in ähnlichem Stil weiterzubauen und die umliegenden Hügel und Berge mit einem Bebauungsstop belegt. So ergibt sich ein wirklich schönes, sauberes Stadtbild mit eleganten, hellen Bauten und netten Straßen. Übrigens gibt es hier wie auch schon in La Paz noch immer erstaunlich viele VW-Käfer, die fröhlich durch die Straßen knattern.

Unsere Unterkunft war ein kleines Träumchen mit einzelnen Mini-Bungalows in einem verwunschenen Garten mit Ausblick über die Dächer der Stadt. Auch Sucre liegt in einem Talkessel, aber es gab nur einzelne, steile Straßenstücke auf dem kurzen Weg ins Zentrum.
In den zwei Tagen konnten wir alles sehen: die Ausstellung in der Casa de la Liberdad, dem Originalschauplatz der Unabhängigkeitserklärung Boliviens; ein kleines Museum zur Webkunst der Volksstämme, die schon vor den Inka in der Region lebten und bis heute faszinierende Muster produzieren; die typische Markthalle (unsere Streetfoodmarkets sind nichts dagegen); den städtischen Park hinterm Theater, wo wir leckere, gefüllte Kartoffel-Bollen am Straßenstand aßen; einen Aussichtspunkt über der Stadt mit Kaffee-Trinken in der ewig knalligen Sonne (ich war nochmal in kurzen Hosen und sommerlichem Outfit unterwegs); ein ehemaliges Kloster, in dem jetzt eine Schule untergebracht ist und auf dessen Kirchdach man herumlaufen und schöne Bilder von den Türmen und Giebeln des alten Zentrums machen kann.

Lokalkolorit schnupperten wir bei einer Schul-Tanzaufführung mehrerer Klassen. Wir waren einfach der unglaublich lauten Musik in eine große Turnhalle gefolgt und beobachteten dann diverse Auftritte mit mehr oder weniger einfachen Tanzschritten und Formationen. Alles wurde dirigiert und überwacht von einer wuchtigen Oberlehrerin mit Trillerpfeife. Gleichzeitig wurde an einer Bühne gewerkelt. Dies veranlasste uns zu der Vermutung, dass hier eine Generalprobe o.ä. stattfand – aber so richtig zu durchschauen war es für uns nicht… trotzdem sehr unterhaltsam.

Ich habe festgestellt, dass ich das Spanisch der Bolivianer sehr gut verstehen kann und zweifle langsam an der Aussage, dass die Ecuadorianer diejenigen sein sollen, die so langsam und deutlich sprechen. Ich bin aber auf die Gegenprobe gespannt, wenn wir noch einmal in Quito sein werden. Heute geht es aber erstmal mit dem Bus weiter über Potosí, ehemals Zentrum des Silberabbaus, nach Uyuni, dem typischen Startpunkt für Jeep-Touren durch die Bolivianische Salzwüste. Mal sehen wie´s wird!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert